Nachdem in der Vergangenheit immer wieder Brutverdacht bestanden hatte, entschlossen sich 2016 Akteure des NABU und der Stadt Neustadt, den alten Steinbruch am Stenzelberg als Brutplatz für den Wanderfalken wieder her zu richten. Dafür wurde die Felswand freigestellt und in ca 30 Meter Höhe eine Nisthilfe angebracht, die sofort angenommen wurde und seit 2018 zu jährlich erfolgreichen Bruten führte. Diese werden alljährlich von Akteuren des AK Wanderfalkenschutz überwacht und erfasst.
In Kooperation zwischen der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Neustadt und dem NABU wird seitdem die Fläche und der Brutplatz betreut und aufkommende Gehölze wie zum Beispiel Robinien entfernt. Zuletzt konnte unter tatkräftiger Mithilfe von Freiwiligen der BASF der Bewuchs auf der Steinbruchsohle weiträumig von Gehölzen befreit und dort schon vorhandene Kleingewässer für Amphibien optimiert werden. In Zukunft wird eine Ziegenbeweidung durch die Stadt die aufwendige händische Pflege ersetzen. So soll der Steinbruch als lichtes Habitat im umliegenden Wald auch für Kleinvögel, Amphibien und Insekten weiterentwickelt werden.
Der Wanderfalke ist der größte bei uns heimische Falke. Ursprünglich war er in ganz Mitteleuropa flächendeckend verbreitet. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts setze durch direkte Verfolgung ein starker Bestandsrückgang in ganz Mitteleuropa ein, der sich nach 1950 begünstigt durch Umweltgifte stark beschleunigte. Nachdem der Wanderfalke in den 1970er Jahren in Rheinland-Pfalz wie auch größtenteils im übrigen Deutschland als Brutvogel ausgestorben war, begann Anfang der 1980er Jahre eine langsame Wiederbesiedlung ausgehend von Restbeständen in Bayern und Aussetzungen durch den deutschen Falkenorden. Gegenwärtig wird in Rheinland-Pfalz von einem Bestand von maximal 130 Paaren ausgegangen.
Der Wanderfalke ist heute als Brutvogel auf natürliche und künstliche Felshabitate wie Steilwände, Steinbrüche und hohe Gebäude beschränkt, die zudem störungsarm sein müssen. Zunehmender Freizeitbetrieb verhindert ein erfolgreiches Brüten an verschiedenen sonst gut geeigneten Stellen. Leider stagniert der Brutbestand im Bereich des Haardtrandes seit einigen Jahren bzw. zeigt sogar leicht rückläufige Tendenz. Dies ist neben den Störungen durch Freizeitsportler zum einen auf zunehmenden Prädationsdruck durch den sich ausbreitenden Uhu zurückzuführen, leider kommt es darüber hinaus aber auch heute noch immer wieder zu gezielten Tötungen vor allem durch Vergiftung. Daher ist es dringend notwendig weitere Nistmöglichkeiten zu schaffen und gegebenenfalls auch regelmäßig zu kontrollieren, um ein langfristiges Überleben der erst vor wenigen Jahren wieder hergestellten Population des Wanderfalken zu sichern.