18. Januar 2021, Elke Schemel
Da alte und morsche Bäume mit Naturhöhlen in der Kulturlandschaft so gut wie nicht mehr vorkommen, sind die Höhlenbrüter unter den Singvögeln auf Nisthilfen angewiesen. Aber nicht nur zur Aufzucht der Brut sind die Nisthilfen wichtig. Auch jetzt im Winter leisten sie als warme Schlafstube einen wichtigen Beitrag. Da Vögel mit 39 bis 42 Grad ständig eine höhere Körpertemperatur als Säugetiere aufrechterhalten müssen, verbrennen sie in der kalten Jahreszeit viel Körperfett. Dadurch verlieren sie schnell an Gewicht und sind oft geschwächt. Eine kalte Nacht auf einem schutzlosen Zweig kann ihnen da manchmal zum Verhängnis werden. Sperlinge bauen regelrechte Winternester, in die sie sich bei Frost einkuscheln.
Der NABU Neustadt hat deshalb in den Naturschutzflächen „Am Hasenstein“ zwischen Mußbach und Gimmeldingen vierzig Holznistkästen gehängt. Sechs davon sind mit einem kleinen Einflugloch exklusiv für die Blaumeisen.
Dreißig Nistkästen haben ein größeres Einflugloch und sind damit für Kohlmeisen und Feldsperling interessant. Außerdem wurden vier Halbhöhlen angebracht. Hier wird sich zeigen, welche Vögel dieses Angebot annehmen.
Da Elternvögel im Schnitt über 350 Mal pro Tag mit Nahrung durch das Einflugloch der Nisthilfen schlüpfen wurden alle Einfluglöcher vor der Hängung mit Schleifpapier geglättet. Damit wird verhindert, dass das Gefieder unnötig strapaziert wird. Bei der Hängung und Ausrichtung der Nisthilfen wurde drauf geachtet, dass die Frühjahressonne die Nisthilfen erreichen kann, im Sommer aber eine Überhitzung durch ausreichende Beschattung mit Blattwerk verhindert wird. Bei den Abständen der einzelnen Nisthilfen zueinander wird zum einen auf die „Stimmfühlung“ geachtet. Das heißt, dass nachbarliche Brutpaare nahe genug sein müssen um sich gegenseitig bei Bedrohung zu warnen. Andererseits dürfen die Nisthilfen nicht zu dicht hängen, damit es keinen Stress bei der Nahrungssuche gibt.
Die Nisthilfen werden durch den NABU Neustadt das ganze Jahr regelmäßig beobachtet und im Herbst nach der Brutzeit gereinigt. Da jede Vogelart ihre eigene Handschrift beim Nestbau hat, lassen das verwendete Material und die Art des Nestbaus Rückschlüsse über die jeweiligen Brutversuche und Bruterfolge zu. Mit der Dokumentation sammeln die NABU MitarbeiterInnen auch Erfahrungen über die bevorzugten Arten der Nisthilfen, dem Ort und der Art der Hängung.
Einige Nistkästen wurden an der Bank am Saint Remy de Provence Platz und einer Spazier- und Radwegkreuzung gehängt. Vielleicht ergeben sich so auch für Passanten interessante Vogelbeobachtungen.