29. Januar 2019, Martin Grund
Der stillgelegte Steinbruch während des Arbeitseinsatzes; im oberen Bereich der Wand kann man den Wanderfalken-Nistkasten erkennen
Ziel der Aktion war, die fast 50 Meter hohe Felswand im Westen der Stadt als Bruthabitat für Wanderfalken offen zu halten.
Nach den letztjährigen stacheligen Erfahrungen in den dichten Stockausschlägen am rutschigen Hang rückten Bernd Hoos, Marc Teiwes und Nicole Wernerus vom NABU und Klaus Hünerfauth von der Umweltabteilung der Stadt diesmal mit neuen Macheten gegen Robinien- und Ahorn-Ausschläge vor. Wertvolle Vogelnährgehölze wie Schwarzer Holunder und Weißdorn sowie seltene Baumarten wie Ulmen wurden verschont. Nach drei Stunden war die Aktion auf rund 500 qm Fläche abgeschlossen. Die Freistellungsmaßnahme soll nun jedes Jahr wiederholt werden. Alternativ böte sich eine Beweidung des erweiterten Steinbruchareals mit Ziegen an. Das wäre aber waldrechtlich nicht ganz einfach sowie technisch und betreuungsmäßig sehr aufwändig. Außerdem wäre unklar, wie die scheuen Wanderfalken auf die menschlichen Betreuer der Ziegen reagierten. Vom Biotopschutz her wäre eine flächigere Auflichtung aber wünschenswert. Vor der Steinbruchwand sind nämlich einige kleine Tümpel entstanden, die bei mehr Besonnung als Laichhabitate für Feuersalamander, Kröten und Molche geeignet wären. Außerdem entstünden durch die Zurückdrängung von Robinien und Kiefern an den Rändern und auf der Krone der Felswand besonnte Trockenbiotope mit Felsband- und Sandrasen und lichtem Traubeneichenbestand. Der schützenswerte naturnahe Wald mit Spitzahorn, Rotbuche und Eichen, der seit Aufgabe des Sandsteinabbaus Mitte des 20. Jh. auf der unteren Steinbruchsohle entstanden ist, soll unangetastet bleiben.
Marc Teiwes hatte das Wanderfalkenpaar im Frühjahr 2016 erstmals im Umfeld des aufgelassenen Steinbruchs beobachtet und an die städtische Naturschutzbehörde gemeldet. Ein Brutversuch erfolgte damals nicht, wohl weil der Bruch noch mit großen Bäumen verstellt war. Die Steinbruchwand war für die Falken entsprechend schlecht anzufliegen und für die Anlage eines Horstes möglicherweise auch nicht sicher genug. Die Umweltabteilung der Stadt ließ den Steinbruch daraufhin im November 2016 freistellen. Vogelkundler der Neustadter Naturschutzverbände bauten nach bewährter Vorlage einen Wanderfalken-Nistkasten. In einer aufwändigen Gemeinschaftsaktion der städtischen Fachabteilung und der Umweltverbände wurde dieser dann im Januar 2017 in etwa 30 m Höhe angebracht. Die geschützten Vögel nahmen den Kasten bald darauf an. Der Brutversuch 2017 war allerdings nicht erfolgreich; im Herbst 2017 fand man im Rahmen einer gezielten Bekletterung der Felswand unausgebrütete Eier. Seit Februar 2018 ist das Revier nun durchgängig von dem Wanderfalkenpaar besetzt. Damals wurde auch ein zweites, junges Weibchen beobachtet, das aber nach einiger Zeit wieder verschwand. Ob der Brutversuch 2018 erfolgreich war, konnten die NABU-Leute nicht genau feststellen. Der Nistkasten kann nicht direkt eingesehen werden. Die Vögel sind zudem sehr scheu. Taucht ein Mensch im Steinbruch auf, bleiben sie zunächst still sitzen. Hält die Störung an, verlassen sie den Steinbruch. Aus diesem Grund ist der Steinbruch auch für Kletteraktivitäten gesperrt. Die Wanderfalken im Schöntal sind nicht die einzigen im Stadtgebiet. In den vergangenen Jahren hatten Wanderfalken zeitweise auch im alten Königsbacher Gemeindesteinbruch und am Burgfelsen der Ruine Spangenberg gebrütet.