24. November 2024, Wolfram Husemann
Blick auf das zukünftige Gelände der Landesgartenschau im Herbst 2024
©Wolfram Husemann, NABU NW
Baumfällungen sind immer ein emotionales Thema, da Bäume nicht nur für das Ökosystem von Bedeutung sind, sondern auch als wertvolle Lebensräume und Orte der Erholung für den Menschen gelten. Allerdings gibt es Fälle, in denen das Fällen von Bäumen notwendig sein kann, um die biologische Vielfalt zu fördern. Insbesondere bei invasiven Baumarten, die heimische Ökosysteme und die dort vorkommenden Pflanzen- und Tierarten bedrohen, kann eine gezielte Entfernung von Vorteil sein.
Die geplanten Baumfällungen auf dem Landesgartenschaugelände in Neustadt, die im Zusammenhang mit der Bachrenaturierung und der Umgestaltung des Geländes stehen, rufen verständlicherweise emotionale Reaktionen hervor. Doch aus Sicht des Naturschutzes sind die Maßnahmen positiv zu bewerten. Insbesondere die Renaturierung des Speyerbachs, der heute in einem betonierten Bett fließt und der nach den gesetzlichen Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ohnehin wieder in einen halbwegs natürlichen Bach umgestaltet werden muss, wird vom NABU ausdrücklich begrüßt. Durch die Bachrenaturierung werden naturnahe Lebensräume geschaffen, die die lokale Flora und Fauna fördern. Aber es stehen dieser Renaturierung eben auch Bäume im Weg. Die Maßnahme ist in der Gesamtbewertung aus NABU-Sicht jedoch ein wichtiger Schritt hinsichtlich eines verbesserten Ökosystems und ein Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt an dieser Stelle.
Bei der Baumzählung wurden Einzeltriebe aus einem Wurzelstock als Einzelbäume gezählt, so dass bei genauerer Betrachtung von einer deutlich niedrigeren Anzahl zu fällender Individuen auszugehen ist. Ca. 80% des zur Fällung vorgesehenen Baumbestandes besteht aus Robinien. Diese Baumart ist eine aus Nordamerika eingeschleppte Art. Sie gilt als invasiv und verdrängt die einheimische Flora aufgrund ihrer Dominanz und gefährdet damit die natürliche örtliche Artenvielfalt. Die Entfernung dieser Robinen eröffnet Raum für eine vielfältigere standortgerechte Vegetation. Es ist geplant, im Rahmen von Neupflanzungen einheimische und an den Klimawandel angepasste Baum- und Straucharten anzupflanzen. Diese Maßnahmen hält der NABU für sinnvoll und wichtig.
Die Geschäftsführung des LGS-Projektes und das beauftragte Planungsbüro stehen über den Arbeitskreis Naturschutz im engen Kontakt mit den Naturschutzverbänden und zeigen sich offen zu Vorschlägen aus diesem Gremium. Der NABU hält es für wichtig, dass der gesamte Prozess wie bisher transparent gestaltet wird und die Bevölkerung über die positiven Auswirkungen der Renaturierung umfassend informiert wird. Nur durch gemeinsames Verständnis und Unterstützung kann der langfristige Erfolg dieser naturschutzfachlichen Maßnahmen gewährleistet werden.
Der NABU Neustadt hat zu den geplanten Baumfällungen auch gegenüber der Presse Stellung genommen. Die Stellungnahme wurde auf Anfrage auch dem Südwestrundfunk (SWR) mitgeteilt und findet sich zusammengefasst auf der Internetseite des SWR Rheinland-Pfalz. hier
Informationen zu Robinien und ihrer Problematik findet man in einem Artikel von Dr. Sandra Skowronek, der im "LWF Wissen 84" der Bayerischen Landesanstalt für Forst- und Waldwirtschaft publiziert wurde. hier: